Geschichte

Die MSM ist eine Sammlung mit großer Geschichte. Eine ganze Reihe verschiedenster Kollektionen bildeten den Grundstock einer Sammlung, die auch heute noch, trotz vieler, bis in die jüngste Vergangenheit hinreichender Rückschläge zu den großen deutschen mineralogischen Sammlungen zählt.

Paul von Groth, seit 1880 Direktor der Staatssammlung, nennt in seinem 1891 erschienenen Führer durch die Staatssammlung folgende Sammlungen, deren Zusammenlegung den damaligen Bestand ergab:

  • die Leuchtenberg-Sammlung aus Eichstätt mit besonders vielen und wertvollen russischen Mineralstufen, z.B. Goldstufen aus dem Ural, Platin-Nuggets, einer Vielzahl russischer Edelsteinmineralien wie Smaragd, Topas, Phenakit und Turmalin,
  • das ehemalige kurfürstliche Naturalienkabinett aus Mannheim
  • eine einmalige Kollektion von Silbererzen der Markircher Gruben aus dem Besitz der Herren von Rappoltstein
  • das Mineralienkabinett des Bergeleven-Instituts in München.
  • Stufen aus dem herzoglichen Mineralkabinett zu Zweibrücken mit besonders schönen Stufen des seltenen Minerals Moschellandsbergit
  • verschiedene Schenkungen durch König Ludwig I., so zum Beispiel der Meteorit von Schönenberg,
  • bereits vorhandene alte Sammlungsbestände, besonders Mineralien aus den ehemals bayerischen Bergwerken im heutigen Tirol und Salzburg,
  • die Sammlung des Bergrates von Hohenbalken aus Innsbruck mit etwa 4.000 Stücken, darunter viele schöne alpine Stufen,
  • eine umfangreiche Sammlung von norwegischen Mineralien, speziell aus dem berühmten Lagerstättenbezirk des Langesundfjordes, die durch Vermittlung des damals besten Kenners dieser Mineralien, des Professors Brögger, angekauft werden konnte,
  • Schenkungen der Bayerischen Berg-, Hütten- und Salinen Administration,
  • Schenkungen der Bayerischen Oberbergdirektion,
  • Schenkungen der Königlich Preußischen Bergverwaltung in Staßfurt,
  • sowie eine Vielzahl privater Schenkungen.

Aus dieser Auflistung sticht die Leuchtenbergsche Sammlung wegen der Qualität ihrer Stücke, die zu einem kleinen Teil auch heute noch zu besichtigen sind, besonders hervor, so dass ihrer Geschichte besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden soll.

Das Leuchtenbergsche Naturalienkabinett zu Eichstätt

Begründer des Leuchtenbergschen Naturalienkabinetts war Eugéne de Beauharnais, Sohn von Josephine de Beauharnais und Stiefsohn Napoleons. Dieser heiratete Auguste Amalie, die Tochter des damaligen Kurfürsten Maximilian Josef von Bayern. Eugéne, der unter Napoleon unter anderem Vizekönig von Italien war, mußte nach der Niederlage Napoleons flüchten und ließ sich mit seiner Familie in München nieder. 1817 verlieh ihm, anlässlich der Geburt seines Sohnes Maximilian, sein Schwiegervater, der bayerische König (Bayern war 1806 zum Königreich erhoben worden) den Titel eines Herzogs von Leuchtenberg und Fürsten von Eichstätt. Über Art und Umfang der mineralogischen Sammlungen des ersten Herzogs von Leuchtenberg, der bereits 1824 erst 42-jährig starb, ist allerdings nur sehr wenig bekannt. Die Sammlung wurde von seinem ältesten Sohn August von Leuchtenberg fortgeführt. Als dessen Schwester Amalie Auguste 1829 den brasilianischen Kaiser Dom Pedro I. heiratete, begleitete er sie auf ihrer Reise nach Brasilien. Dort wurde seine umfangreiche Sammeltätigkeit, die sich besonders auch auf Mineralien konzentrierte, von seinem Schwager und einigen ihn begleitenden Wissenschaftlern besonders gefördert und betreut. Ergebnis waren zahllose Kisten mit hervorragenden Mineralstufen, die nach Eichstätt geschickt wurden, um das Naturalienkabinett zu bereichern. Nach dem plötzlichen Tod Augusts im Alter von 25 Jahren gingen Titel und Sammlung an seinen jüngeren Bruder Maximilian über, der ebenfalls ein begeisterter Mineraliensammler war. 1839 heiratete er die Großfürstin Maria Nikolajewna, eine Tochter des russischen Zaren Nikolaus I.

Herzog Maximilian, der daraufhin seinen Wohnsitz nach St. Petersburg verlegen mußte, widmete sich daher besonders den russischen Mineralien. Dieses Interesse führte auch zu öffentlichen Ämtern auf dem Gebiet des russischen Bergbaus. Als Präsident des Bergbauingenieur-Instituts zu Petersburg führten ihn zahlreiche Inspektionsreisen in die verschiedensten russischen Bergbaugebiete, von wo er zahlreiche Mineralstufen mitbrachte. Besonders die berühmten Edelsteingruben im Ural und in Sibirien standen damals in der Blüte ihres Abbaus. Trotz seines Wohnsitzes in Petersburg ließ Maximilian den Großteil der gesammelten russischen Stufen in das Kabinett nach Eichstätt bringen, das die Bewunderung aller Zeitgenossen erregte, und als die beste Sammlung russischer Mineralien in Deutschland angesehen wurde. Ein Mineral der Chloritgruppe wurde 1842 zu Ehren Maximilians von Leuchtenberg Leuchtenbergit benannt. Originalstufen dieses Minerals befinden sich auch heute noch in der Sammlung. In der Petersburger Sammlung Maximilians befand sich ein ausgezeichneter honigbrauner Topas aus den russischen Edelsteingruben, der von Kokscharow beschrieben wurde, und bei dem es sich um das Stück handeln könnte, das heute als Kokscharow-Topas in der Sammlung der Sorbonne zu sehen ist. 1852 wurde die Leuchtenbergsche Mineraliensammlung durch den Ankauf der Sammlung des Münchner Arztes Prof. Dr. Johann Nepomuk von Ringseis beträchtlich erweitert, sie vergrößerte mit ihren etwa 7.000 Stufen die Zahl der Stücke auf über 17.000. Nach Augenzeugenberichten soll allein die Ringseissche Sammlung die damals bereits bestehende Staatssammlung nach Anzahl und Qualität der Stücke weit in den Schatten gestellt haben. Besonders erwähnenswerte Stücke, die durch diesen Kauf an das Leuchtenbergsche Mineralienkabinett kamen, waren einige Spitzenstufen aus dem Bodenmaiser Bergbau im Bayerischen Wald: Vom Silberberg stammten hervorragende Stufen mit großen Kristallen von Cordierit und Kreittonit (einem Zinkspinell).

Auch das wohl wertvollste Stück der heutigen Sammlung, eine große russische Smaragdstufe, die in den Museen der Welt Ihresgleichen sucht, stammt aus dem ehemaligen Leuchtenbergschen Mineralienkabinett.


Die Mineralogische Staatssammlung München

Nach dem Tode Maximilians von Leuchtenberg im Jahre 1852 fiel das Fürstentum Eichstätt an den Bayerischen Staat zurück, und damit kam auch das Eichstätter Naturalienkabinett in den Besitz des Staates. Nach langen Auseinandersetzungen und Kompetenzstreitigkeiten zwischen verschiedenen Ministerien, die erst auf Intervention des damaligen Leiters der Sammlung, Franz von Kobell, ein Machtwort des Bayerischen Königs beendete, wurde die Sammlung 1858 nach München gebracht, mit der bereits existierenden Staatssammlung vereinigt und in ihrer Gesamtheit aufgestellt.

Besonders unter der Leitung von Paul Ritter von Groth wurde die Staatssammlung systematisch ergänzt und erweitert, so daß sie am Ende der Schaffensperiode Groths zu den größten und bedeutendsten Sammlungen Europas zählte.

Im April 1944 wurde die Mineralogische Staatssammlung von einem großen Unglück betroffen. Entgegen den Rat vieler Beteiligter war die Sammlung von der damaligen Leitung nicht ausgelagert worden. Bei einem der zahlreichen Luftangriffe gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude, in dem die Sammlung untergebracht war, zerstört und der Sammlungsbestand zu über 80 % vernichtet. Dabei gingen Stücke von unermeßlichem wissenschaftlichem und materiellem Wert verloren, neben großen Teilen der Leuchtenbergschen Sammlung seien nur die hervorragenden Markircher Proustitstufen genannt, die nach zeitgenössischen Urteilen die beste existierende Sammlung darstellten.

1972 wurde, kurz vor dem Umzug in das heutige Gebäude in der Theresienstraße 41, in die Ausstellungsvitrinen eingebrochen. Dabei wurde eine große Anzahl der besten Stücke gestohlen, darunter auch russische Ausstellungsstücke, die wohl aus der Leuchtenbergschen Sammlung stammten.

Heute sind sowohl Schauausstellung und Magazinräume nach modernsten sicherheitstechnischen Gesichtspunkten ausgebaut und gesichert, so daß solche Verluste nach menschlichem Ermessen nicht mehr eintreten können.